18.03.2014

Angsträume

Was sind für dich persönlich Angsträume? Welche Merkmale haben sie, wo befinden sie sich ganz konkret in deinem Leben?

Mit dem Begriff "Angstraum" verbinde ich einen oder mehrere Orte, welche ich konsequent versuche zu vermeiden. Es gibt nicht viele dieser Angsträume in meinem Leben, doch diejenigen, die mir bewusst sind, haben fast alle eigentlich ein wesentliches Merkmal. Es ist im Normalfall nicht der Ort selbst, den ich fürchte, sondern die Personen, die ich an diesem Ort womöglich antreffen könnte. Man fürchtet sich ja auch nicht vor einer dunklen Seitengasse, weil die Seitengasse einem Schaden zufügen könnte, sondern weil man dort
wahrscheinlich zwielichtige Gestalten antrifft.
Mein größter Angstraum sind die Parks bei mir im zehnten Bezirk, da hier im Vergleich zu anderen Orten, das meiste Gesindel herum rennt. Diese Aussage mag sehr provokant wirken, aber in meinen Augen ist es Realität, da ich nicht alzu selten sehe, wie sich Leute praktisch vor meiner Haustüre schlagen.
Ist es jedoch 3 Uhr in der Früh (warum auch immer ich um diese Uhrzeit außer Haus bin) und es regnet/schneit, empfinde ich überhaupt keine Furcht vor den Parks. Eigentlich sind sie in der Nacht, sofern man davon aus gehen kann, dass dort keine Menschenseele mehr ist, sogar ziemlich schön, überhaupt im Winter, wenn es schneit, oder im Spätfrühling, wenn alles blüht.

Hast du schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht und sich so ein Angstraum manifestiert?

Wie bereits oben erwähnt, ist mein wunderschöner Bezirk voll an freundlichen Leute, und irgendwann macht man zwangsweiße eine nicht alzu schöne Erfahrung. Frühere Erlebnisse lasse ich aus persönlichen Gründen weg, und deshalb erzähle ich von einer Situation, wo ich (glücklicherweiße) nur Beobachter war.
Letzten Sommer, sofern ich mich recht erinnere, irgendwo in den Seitengassen zwischen Reumannplatz und der Laxenburgerstraße; Ich, Kopfhörer im Ohr, gehe gegen vier Uhr früh heimwärts. Links aus einer Seitengasse kommen ~20 Leute, rechts aus der gegenüberliegenden Seitengasse kommen ~20 Leute, und dann schlagen die zwei Gruppen mitten auf der Straßenkreuzung aufeinander ein. Geschätzt waren die Teilnehmer der Massenprügelei zwischen 20 und 25, und die meisten türkischer Abstammung.
Diese Situation kam mir in diesem Moment so richtig wie das "Zehnte-Bezirk-Klischee" vor, weil viele Leute genau von solchen Situationen erzählen, und viele andere, die nicht dort wohnen, meinen dass es nicht so wäre. Ein normaler Mensch hätte an meiner Stelle wahrscheinlich ziemliche Angst bekommen, doch da mir aus persönlich Gründen zu dieser Zeit vieles ziemlich Gleichgültig war, habe ich einfach meine Musik lauter gedreht und bin neben der Schlägerei vorbei gegangen.


Woher kommt die Angst vor bestimmten Räumen?

Ich bin fest davon überzeugt, dass es ausschließlich die Personen an den Orten sind und nicht die Orte selbst, die einem Angst bereiten. Auch wenn man selbst noch nicht in einer bestimmten Situation war, kennt jeder gewisse Klischees von Orten, die durch Filme, Nachrichten oder auch Erzählungen von Bekannten übertragen wurden.


Angstraum Schule: Ist für dich die Schule ein Angstraum? Welche Räume in der Schule magst du nicht so besonders? Begründe.

Früher war meine alte Schule (Wiedner Gymnasium) ein Angstraum, aber auch wieder nur wegen den Personen vor Ort. In meiner alten Klasse gab es Diebstahl, Kinder mit psychologischen Problemen, Mobbing (von verbalen Erniedrigungen bis hin zu kleineren Schlägereien). Gemobbt wurde ich eigentlich nicht, hin und wieder wurde ich wegen meiner Mitgliedschaft in einem Knabenchor oder mit Benjamin Blümchen aufgezogen, oder wegen meiner Brille, aber das hat mich nicht wirklich gekümmert. Viel schlimmer für mich war das Klassenklima, wie die anderen miteinander umgegangen sind, zuzusehen wie sich alle gegenseitig fertig gemacht haben. Auch wenn ich von all dem nicht wirklich betroffen war, hat mich diese Klasse dazu gebracht, dass ich in der zweiten Klasse sehr oft gefehlt habe.

Nun an der Geringergasse ist dies alles viel besser, (großteils) kompetentere Lehrkräfte und ein ziemlich leiwandes Klassenklima seit dem ich in der fünften Klasse dazu gekommen bin. Das Einzige was ich an dieser Schule aussetzen kann, sind die Klos. Ich habe zwar keine Angst vor ihnen, doch sind sie einfach widerlich.



Was denkst du über Menschen, die große Angst haben, sich im öffentlichen Raum zu bewegen?

Wenn es keine nachgewiesene psychologische Krankheit wäre, würde ich diese Angst für schwachsinnig halten. Da diese Phobie jedoch wirklich existiert, denke ich, dass diese Personen psychologische Betreuung benötigen, um ein nicht alzu eingeschränktes Leben führen zu können. Ich persönlich behandle niemanden unterschiedlich, aufgrund seiner Phobien.


Wie kann man seine Angst vor Angsträumen überwinden? Soll man das überhaupt?

Manche Ängste sollten überwinden werden. Ängste die sich lohnen überwunden zu werden, Ängste die übertrieben unnötig sind. Damit meine ich nicht Ängste, wie um drei Uhr in der Früh in einem Park spazieren gehen. Damit meine ich auch nicht Ängste, wie in dunklen engen Seitengassen zwielichtige Personen anzuquatschen. 
Ich meine Ängste, wie sich zu weigern, in einen Raum in der eigenen Wohnung zu gehen, sofern die Beleuchtung defekt ist. Ich meine Ängste, wie sich zu weigern zehn Minuten nach Sonnenuntergang den Müll noch raus zu bringen, weil ja Wien innerhalb dieser wenigen Minuten zu dem gefährlichsten Ort der Welt geworden ist. 
Sofern man eine Angst überwinden will, denke ich dass es zwei wesentliche Wege gibt, dies zu tun.
1) Über den psychologischen Weg, mithilfe einer ausgebildeten Hilfskraft, durch Therapie
2) Über seinen Schatten springen: Dies ist fast ausschließlich eine Frage der Willensstärke und des Charakters der Person. Ich bin der Meinung, dass wenn jemand genug Konsequenz hat, gewisse Dinge einfach zu ignorieren/akzeptieren, kann diese Person auch seine/ihre Ängste überwinden.





Beurteilung:

Persönliche Reflexion: ausführlich


Analyse Angstraum Schule: ausreichend
Analyse der psychologischen Komponente: ausreichend


P.S.: Wie immer bin ich zu unfähig, diesen Beitrag an den richtigen Ort zu bekommen xD

1 Kommentar:

  1. Lieber Ben,
    Keine Problem, ich hab das Label eingefügt...! ;-)
    Ich finde du hast dich sehr ausführlich mit dem Thema befasst, vor allem deine Beispiele machen das Ganze sehr nachvollziehbar. Manchmal ist eine gesunde Angst oder gesunder Respekt vor manchen Orten auch gut, denn es könnte ja wirklich was sein und das muss man nicht unbedingt herausfordern. Vor der Massenschlägerei hätte ich mich aber gewaltig anges....! Ich hätte sofort die Flucht ergriffen, unauffällig natürlich! Deine Coolness ist wirklich bemerkenswert!
    Super gemacht!

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